Unsere Imkerei

(Festgehalten aus der Sicht einer Imkerfrau)

Ende März geht die Saison wieder los. Die Tage werden länger, die Temperatur steigt wieder über 10 C. Andreas wacht zunehmend aus seiner Winterruhe auf und wird ganz hibbelig bei der Vorfreude auf den Frühling. Nach seinem Feierabend im Büro kommt er nicht schnell genug raus zu seinen Bienen. (Selbst das Abendessen dauert zu lange) Man könnte meinen, wenn er erst mal bei ihnen ist wirkt er mehr und mehr entspannt. Etwas Beruhigendes muss von seinen kleinen Schützlingen ausgehen. Er kontrolliert, ob das Volk überlebt hat, wie viel Futter es noch hat, ob die Brutzeit schon begonnen hat. Zuhause werden Vorbereitungen getroffen wie z.B. neue Rähmchen gedrahtet, Mittelwände aus Wachs hierfür gegossen und eine neue Liste angelegt auf der alle seine Völker verzeichnet sind.

Mit den ersten „heißen Tagen“ Ende April, Anfang Mai wird’s dann etwas aufwändiger: Die Schwarmzeit hat begonnen. An Baumstämmen oder Büschen wird dann schon mal der ein oder andere Schwarm gesichtet. Wenn man als Frau oder Kind dabei ist, sollte man sich darauf einstellen, dass es schon etwas dauert, bis alles wieder seine Ordnung hat und die Bienen in ihrer Behausung sind. Am Wochenende nehme ich dann meist das Mittagessen gleich mit raus, damit keiner dabei Hungern leiden muss. Auch Gartenbesitzer rufen uns in dieser Zeit vermehrt an, weil sich bei ihnen ein Schwarm eingefunden hat.

Im Mai blühen die Rapsfelder dann endlich. Auch Löwenzahn und Obstblüte tragen zur Ernte bei. Ende Mai findet dann das ersehnte erste Schleudern statt. Der erste neue Honig dieses Jahres, welch ein Genuss.

Im Juni (Akazie) und Juli (Sommerblüte) wird dann noch ein zweites und drittes Mal geschleudert.

Wenn Ende Juli „abgeschleudert“ wurde, dürfen unsere Bienen den im August gesammelten Honig für ihre Wintervorräte selbst einlagern, (Honig von Gräser und Kräutern) Dennoch wird dieser nicht reichen, und so wird noch Zuckerwasser zugefüttert.

Wenn dann Mitte August das „Imkerjahr“ größtenteils abgeschlossen ist, freuen sich dann doch alle Beteiligten (einschl. Andreas) auf den langersehnten und verdienten Sommerurlaub Ende August.

Bis auf kleine Eingriffe und Kontrollen von Andreas haben die Völker und er bis zum nächsten März wieder „Winterpause“.

Annette Richter

Wenn bitter sich die Menschen streiten
mit Grösse wie mit Kleinigkeiten
da weiche ich am liebsten aus
und flüchte mich ins Bienenhaus.

Hör ich das friedliche Gesumm,
vergess ich Schelten und Gebrumm,
und aller Krieg und Krach auf Erden
kann mir sogleich gestohlen werden.

Johann Wolfgang von Goethe